Kaltkeimer verstehen: Biologie, Keimung und eine Liste typischer Pflanzen
- Marco Kerp
- 14. Jan.
- 3 Min. Lesezeit
Samen von Pflanzen haben verschiedene Funktionen, darunter auch die Fähigkeit, als Überdauerungsorgane schwierige Phasen zu überstehen. Um das Ende solcher schlechten Zeiten wahrzunehmen und eine Keimung einzuleiten, haben sich verschiedene Stoffwechselwege entwickelt, die auf Umweltbedingungen reagieren. Je nach benötigter Bedingung wird die Keimung unterschiedlich bezeichnet, darunter Kaltkeimer, Warmkeimer, Lichtkeimer, Dunkelkeimer oder sogar Feuerkeimer, bei denen eine Keimung durch Feuer ausgelöst wird. Passend zur Jahreszeit behandelt dieser Blogbeitrag die Kaltkeimer, erklärt, wie genau dieser Vorgang funktioniert, und führt eine Liste mit Beispielen für in Deutschland typische Pflanzen auf.

Biologie hinter der Keimung und besonders der Kaltkeimung
Samen als Überdauerungs- und Verbreitungseinheiten haben sich extrem unterschiedlich entwickelt. Sowohl in Größe, Form, gespeicherten Nährstoffen als auch in weiteren Eigenschaften können sich Samen unterscheiden. Nach der Samenreifung folgt die Abtrennung von der Mutterpflanze, danach die Nachreifung, anschließend die Samenruhe und schließlich die Samenkeimung. Die Übergänge zwischen diesen Stufen sind fließend, und auch die Dauer variiert von Pflanze zu Pflanze erheblich. Bei Mangrovenbäumen (Rizophoraceae) folgt auf die Samenreife direkt die Keimung, noch an der Mutterpflanze. So entwickeln sich die Jungpflanzen bereits in der Baumkrone ohne Samenruhe und können bis zu einem Meter lang werden. Wenn sie herabfallen, bohren sie sich in den typischen Schlick der Mangrovenwälder, um nicht als Samen fortgespült zu werden. Diese Form der Samenentwicklung nennt man Viviparie, also Lebendgeburt.

Andere Pflanzen besitzen Samen, die jahrelang ruhen können und dennoch keimfähig bleiben. Normalerweise dient die Samenruhe dazu, schlechte Perioden wie Trockenheit, Kälte oder auch Konkurrenz – im Falle der Feuerkeimer – zu überdauern. In Extremfällen können Samen jedoch auch deutlich länger überleben: Ein Same der Dattelpalme konnte nach knapp 2000 Jahren zum Keimen gebracht werden, und Samen eines Leimkrauts überlebten sogar 30.000 Jahre im Permafrost Sibiriens.

Nach der Samenruhe müssen geeignete Umweltbedingungen die Keimung schließlich einleiten. Im Falle von Kaltkeimern ist neben genügend Wasser und einem zeitlichen Verzug der Keimung – etwa durch eine unterschiedlich dicke Samenschale, die die Wasseraufnahme hemmt – auch ein Pflanzenhormon beteiligt. Das Pflanzenhormon ABA (Abscisinsäure) hat verschiedenste Funktionen in Pflanzen, insbesondere steuert es die Reaktionen bei Stress, zum Beispiel bei Trockenheitsstress. Während der Samenreifung leitet es die Bildung von Speicherproteinen ein, hemmt die Keimung und verhindert eine Keimung auf der Mutterpflanze. Der Gegenspieler des hemmenden Hormons ABA ist GA (Gibberellin), das bei der Samenkeimung eine wichtige Rolle spielt. Das Verhältnis beider Hormone wird durch deren Abbau und Synthese reguliert. Bei Kaltkeimern ist dieses Verhältnis temperaturabhängig; je nach Spezies bedarf es einer unterschiedlich tiefen und langen Kälteperiode.

Die künstliche Behandlung von Samen mit Kälte zur Keimungseinleitung nennt man Stratifikation.
Möchte man viele Blüten im Garten haben, sollte man bei Kaltkeimern darauf achten die Aussaat rechtzeitig vor den letzten Frösten durchzuführen. Im folgenden findet ihr eine alphabetische Liste an typischen Kaltkeimern.

Name | Botanischer Name | Wuchsform | Blütezeit |
---|---|---|---|
Adonisröschen (ganze Gattung) | Adonis | einjährig oder ausdauernd krautig | April-Juni |
Apfel (ganze Gattung) | Malus | Strauch bis Baum | April-Mai |
Arnika | Arnica montana | ausdauernd krautig | Mai-August |
Bärlauch | Allium ursinum | ausdauernd krautig | April-Mai |
Christrose | Helleborus niger | ausdauernd krautig | Februar-April |
Cranberry | Oxycoccus macrocarpus | immergrüner Zwergstrauch | Mai-Juni |
Dill | Anethum graveolens | einjährig krautig | Mai-August |
Duftveilchen | Viola odorata | ausdauernd krautig | März-April |
Echte Schlüsselblume | Primula veris | ausdauernd krautig | April-Juni |
Echtes Seifenkraut | Saponaria officinalis | ausdauernd krautig | Juni-Oktober |
Edelweiß | Leontopodium nivale | ausdauernd krautig | Juli-September |
Blauer Eisenhut | Aconitum napellus | ausdauernd krautig | Juni-August |
Gewöhnlicher Frauenmantel | Alchemilla vulgaris | ausdauernd krautig | Mai-August |
Gewöhnliche Kuhschelle | Pulsatilla vulgaris | ausdauernd krautig | März-Mai |
Gundermann | Glechoma hederacea | wintergrün ausdauernd krautig | April-Juni |
Gemeine Hasel | Corylus avellana | Strauch bis Baum | Februar-März |
Heidelbeeren | Vaccinium myrtillus | Zwergstrauch | Mai-Juli |
Echter Hopfen | Humulus lupulus | ausdauernd krautig | Juli-August |
Kornblume | Centaurea cyanus | einjährig krautig | Mai-September |
Kornelkirsche | Cornus mas | Strauch bis Baum | März-April |
Echter Lavendel | Lavandula angustifolia | Zwergstrauch | Juni-August |
Großes Löwenmäulchen | Antirrhinum majus | ausdauernd krautig | Juni-September |
Geflecktes Lungenkraut | Pulmonaria officinalis | ausdauernd krautig | März-Mai |
Mirabelle | Prunus domestica subsp. syriaca | Baum | April-Mai |
Mohn (Klatschmohn) | Papaver rhoeas | einjährig bis zweijährig krautig | Mai-Juli |
Moltebeere | Rubus chamaemorus | ausdauernd krautig | Mai-Juni |
Roggen | Secale cereale | einjährig krautig | Mai-Juni |
Salat | Lactuca sativa | einjährig bis zweijährig krautig | Juni-August |
echter Salbei | Salvia officinalis | Halbstrauch | Mai-Juli |
Sauerkirsche | Prunus cerasus | Strauch bis Baum | April-Mai |
Schnittlauch | Allium schoenoprasum | ausdauernd krautig | Mai-August |
Echter Spinat | Spinacia oleracea | einjährig krautig | Juni-September |
Waldmeister | Gallium odoratum | ausdauernd krautig | April-Juni |
Echte Walnuss | Juglans regia | Baum | April-Juni |



Kaltkeimer Biologie Liste Pflanzen
Kaltkeimer Biologie Liste Pflanzen
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