Rosmarin – richtige Pflege, Sorten, Inhaltsstoffe und Anpassungen
- Marco Kerp
- vor 4 Tagen
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Namensherkunft
Früher stand der Rosmarin mit wenigen anderen Arten in seiner eigenen Gattung als Rosmarinus officinalis. Mittlerweile wird er jedoch unter der Artbezeichnung Salvia rosmarinus zu der Gattung Salvia, also Salbei, gezählt. Die Bezeichnung Rosmarinus officinalis wird jedoch als Synonym immer noch verwendet.
Der Name Rosmarin kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „Tau des Meeres“ (Ros marinus), was höchstwahrscheinlich vom natürlichen Standort an der Küste herrührt, wenn sich Küstennebel in den Blüten verfängt und kleine Tröpfchen bildet.
Wuchs
Der normale „wilde“ Rosmarin hat einen dichten Wuchs mit aufrechten Zweigen. Die Blätter wachsen nadelförmig, liegen gegenständig an den Zweigen und haben einen kurzen Stiel. Auf der Oberseite sind die Blätter tiefgrün bis dunkelgrün gefärbt und auf der Unterseite weiß-grau filzig behaart. Im letzten Abschnitt wird erklärt, wozu diese besondere Blattform dient. Er ist immergrün und wächst als bis zu 2 m großer Halbstrauch.

Die Zweige verholzen rasch, und ältere Äste haben eine abblätternde Rinde.
Die Blüten können das ganze Jahr über gebildet werden, selbst im Winter, die Hauptblütezeit ist jedoch von März bis April. Die Blüte ist eine ganz typische Lippenblüte der Lippenblütlerartigen (Lamiaceae). Sie stehen in Scheinquirlen und sind in der Wildform hellblau gefärbt. Die Blüten sind mit 10–12 mm Länge relativ klein, dafür bildet die Pflanze aber viele Blüten. Sie werden hauptsächlich von langrüsseligen Bienen besucht, die mit ihren Rüsseln in die tiefen Kelche bis zu den Nektardrüsen gelangen. Darunter die Hummeln (Bombus), die Holzbienen (Xylocopa), die Mörtel- und Blattschneiderbienen (Megachile), die Langhornbienen (Eucera) und natürlich die gewöhnliche Honigbiene als Generalistin (Apis).
Die Frucht des Rosmarins wird als Klausenfrucht bezeichnet und ist die typische Frucht bei Lippenblütlern. In einer Klause liegen die Samen nebeneinander, getrennt von Scheinwänden, und nicht wie bei den Schmetterlingsblütlern, wie der Erbse, hintereinander in einer Schote.
Pflege
Die Pflege ist relativ einfach, sobald man den richtigen Standort gewählt hat und passendes Substrat verwendet wird. Der Rosmarin mag es sonnig und trocken, er eignet sich also perfekt für eine Kräuterspirale, Trockenmauer oder einen Steingarten. Das Substrat sollte einen hohen mineralischen Anteil haben und locker sowie luftig sein, damit Staunässe auf jeden Fall vermieden wird. Das hat zusätzlich den Vorteil, dass sich die kleinen Steinchen im Substrat nicht verdichten können und somit lange Zeit kein neues Substrat benötigt wird. Ein geringer Düngeranteil ist bei Kräutern vorteilhaft für die Produktion von mehr ätherischen Ölen.

Die meisten Sorten sind nur bedingt winterhart und wachsen am besten in Gebieten mit Weinbauklima. Alternativ können die Rosmarinbüsche in Kübeln frostfrei überwintern oder mit Winterschutz eingehüllt werden.
Bei der Ernte sollte man unbedingt ganze Zweige ernten und nicht nur einzelne Blätter, da der Busch sonst kahl wird.
Gerade in besonders heißen Sommern erkennt man am besten an der Farbe der Blätter und daran, wie stark die Nadeln eingerollt sind, ob man den Rosmarin vielleicht doch wässern muss. Die Blätter werden bei Wassermangel leicht gräulich und rollen sich stärker ein. Wenn sie allerdings in passendem Substrat stehen, ist es kein Problem, häufiger zu gießen.
Herkunft
Rosmarin kommt ursprünglich im westlichen und zentralen Mittelmeer an der Küste vor.
Sorten

Als lange genutzte und beliebte Kulturpflanze wurden viele Zuchtformen des Rosmarins neben der ursprünglichen Salvia rosmarinus gezüchtet. Die verschiedenen Sorten haben unterschiedliche Vorzüge, die hier aufgelistet werden. Die bekannteste abweichende Sorte dürfte wohl der Hänge-Rosmarin sein, den es wiederum in den Sorten ‚Prostratus‘, ‚Boule‘, ‚Santa Barbara‘ und ‚Capri‘ gibt. Diese Sorten sind im Vergleich relativ langsam wachsend und gut für Hochbeete und Ampeln geeignet, damit der hängende Wuchs zur Geltung kommt. ‚Boule‘ ist dabei die Sorte, die die kältesten Temperaturen verträgt. Dauerhaft ausgepflanzt halten sie sich jedoch eher nur in warmen Gebieten mit Weinbauklima, wie zum Beispiel in der Kölner Bucht.
Die Sorte ‚Arp‘ ist graublättriger und wächst etwas mehr in die Breite. Sie ist winterfest bis -15 °C. Sie hat ein gutes Aroma, und ihre Blüten sind hellblau.
Die Sorte ‚Blauer Toskaner‘ zeichnet sich durch größere Blätter, ein besonders intensives Aroma und dunkelblaue bis lilane Blüten aus. Sie ist winterfest bis -12 °C. Sie ist außerdem etwas weniger tolerant gegenüber praller Sonne und Trockenheit.
Die Sorte ‚Gorizia‘ hat einen sehr starken Wuchs, lange gräuliche Blätter und amethystfarbene Blüten. Allerdings hält sie nur bis zu -10 °C aus und benötigt einen Winterschutz. Sie erreicht jedoch leicht bis zu 120 cm Höhe.
Die Sorte ‚Majorca Pink‘ ist ebenfalls nur bis -10 °C winterfest und zeichnet sich durch einen aufrechten Wuchs und rosa Blüten aus. Ihre Nadeln sind etwas kürzer.
Die Sorte ‚Rex‘ ist extrem wüchsig, blüht hellblau und sollte am besten in einem Kübel gepflanzt frostfrei überwintert werden.
Die Sorte ‚Salem‘ soll die schönsten Blüten besitzen und zeichnet sich durch aufrechten Wuchs und Frostempfindlichkeit aus.
Die winterhärteste Sorte ist die Sorte ‚Veitshöchheim‘.
Zu guter Letzt blüht die Sorte ‚Albiflorus‘ leuchtend weiß und ist bis zu -10 °C winterfest.
Inhaltsstoffe
Rosmarin enthält sehr viele ätherische Öle, die sich je nach Sorte, Standort, Bodenbeschaffenheit, Jahreszeit und weiteren Umweltfaktoren stark unterscheiden können. Die Funktion des Öls als Fraßschutz zeigt sich in der hautreizenden Wirkung des Öls. Bis zu 150 verschiedene Bestandteile können in Rosmarinöl vorkommen. Die Hauptbestandteile sind in veränderlichen Anteilen 1,8-Cineol, Campher und α-Pinen. Das Rosmarinöl wird in der Naturheilkunde durchblutungsfördernd verwendet und bei Atemwegserkrankungen eingesetzt.
1,8-Cineol wirkt schleimlösend und bakterizid und kommt in vielen Pflanzen vor, die ätherische Öle enthalten.

Campher wirkt durchblutungsfördernd und schleimlösend, kann aber auch Atemnot und Übelkeit hervorrufen.

α-Pinen kommt in höheren Anteilen hauptsächlich im ätherischen Öl von Koniferen vor und wirkt antibakteriell und fungizid (in vitro getestet).

Anpassungen an den Standort
Wie bereits erwähnt, ist der Rosmarin eine trockenheitstolerante Pflanze innerhalb der Salbeigewächse. Verschiedene Anpassungsstrategien an ihren Standort kann man sowohl mit bloßem Auge erkennen als auch in mikroskopischen Querschnitten der Blätter sehen. Auf den ersten Blick fällt der niedrige Wuchs des Rosmarins zusammen mit nadelförmigen Blättern auf – beides ein Indiz für Trockenheitsanpassungen. Ein nadelförmiges Blatt hat im Gegensatz zu einem großen, dünnen und weichlaubigen Blatt den Vorteil eines besseren Verhältnisses von Oberfläche zu Volumen. Die Oberfläche ist durch die Nadelform stark reduziert und somit auch die mögliche Verdunstungsfläche.

Im mikroskopischen Querschnitt lassen sich weitere Anpassungen gut erkennen. Das Blatt des Rosmarins ist nach unten umgerollt und auf der Unter- beziehungsweise Innenseite stark behaart. Die Haare kann man mit bloßem Auge als weißgrauen Filz auf der Unterseite der Blätter erkennen. Auf der Unterseite des Blattes befinden sich die Spaltöffnungen, über die der Gasaustausch für die Photosynthese stattfindet. Sowohl die Wölbung nach unten als auch die toten Blatthaare, die hier sternförmig sind, reduzieren den Wind, der unkontrolliert an den Spaltöffnungen vorbeiströmen würde, und vermindern so erheblich den Wasserverlust – eine wichtige Anpassung an den natürlichen Standort an der Küste mit viel Wind. Dass die Blatthaare abgestorben sind, hat den Vorteil, dass sie selbst nicht die Oberfläche des Blattes vergrößern und so nicht zusätzlich zum Wasserverlust beitragen.
Des Weiteren kann man die dicke Epidermis und die dicke Cuticula (Wachsschicht) auf der Oberseite des Blattes erkennen – beides Anpassungen, um den Wasserverlust zu reduzieren und als Schutz vor starker Sonneneinstrahlung. Außerdem ist deutlich zu sehen, dass das Blatt in mehrere Segmente unterteilt ist: Die grünen Bereiche sind durch weiße Bereiche getrennt. Diese nichtgrünen, also chloroplastenarmen Bereiche sind Parenchymsäulen und erfüllen mehrere Funktionen. Zum einen haben diese Zellen eine verdickte Zellwand und dienen der Festigung des Blattes, denn das sogenannte Assimilations-Palisadenparenchym hat relativ dünne Zellwände, um einen guten Gasaustausch zu ermöglichen und effizient Photosynthese betreiben zu können. Würde dieses Gewebe das gesamte Blatt ausfüllen, fehlte es an Stabilität.
Außerdem erkennt man sehr gut, dass das Assimilations-Palisadenparenchym zu den Rändern hin nicht nach oben in Richtung Sonne, sondern in Richtung der weißen Bereiche zeigt. Dies deutet auf eine weitere Funktion hin: Die Parenchymsäulen verteilen die hohe Sonneneinstrahlung auf einen größeren Bereich des photosynthetisch aktiven Gewebes, tiefer ins Blatt hinein.

Das „Schwammparenchym“ auf der Unterseite ist ein lockeres Gewebe mit vielen Lufträumen, die einen guten Gasaustausch ermöglichen. Die Zellen erscheinen hellgrün, da sie weniger Chloroplasten enthalten.
Am unteren Ende der Parenchymsäulen liegt jeweils ein kleines Leitbündel, und auf der Außenseite befindet sich je ein Drüsenhaar mit einer großen Kugel, gefüllt mit ätherischen Ölen. Diese Öle erfüllen ebenfalls verschiedene Funktionen: Zum einen dienen sie als Fraßschutz vor Insekten und anderen Pflanzenfressern, zum anderen wirken sie als Transpirationsschutz und Sonnenschutz. Die Öle werden von spezialisierten Zellen sekretiert, die auf einem kleinen Stiel sitzen.
Alles über Rosmarin: Pflege-Tipps, beliebte Sorten und wertvolle Inhaltsstoffe. So bleibt dein Rosmarin gesund, aromatisch und pflegeleicht.
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